Das Unheil am Paulinum
    Es ist ein naßkalter Novemberabend, Freitag, der 13. Im Keller eines münsterschen Probezentrums schwitzen derweil vier junge Musiker hinter schwerer Stahltür: Sänger Franc Schrick an der Rhythmusgitarre, Rüh Buchholz an der Leadgitarre, Nic Schulte am Baß und Hendrik "Uppi" Upgang hinter'm Schlagzeug. Zusammen nennen sie sich "The Evil" und sind die neue Hoffnung der münsterschen Rock-Szene. Zigarettenrauch liegt in der Luft, Bierdosen stehen herum. So muß es bei den Rolling Stones auch mal ausgesehen haben... Ihre Wurzeln hat die dynamische Rock-Band auf dem Paulinum. Der STADTGRÄBER hat sie für Euch besucht. Zwischen der Probe hat sie sich unseren Fragen gestellt.

    Hier ist das weltweit erste Interview, das "The Evil" überhaupt gab:
STADTGRÄ: Warum nennt ihr euch "The Evil"? Wie kam es zu eurem Bandnamen?
Franc: Wir hatten vorher schon 'ne Menge anderer Namen, aber die waren alle nicht so passend, und wir fanden eigentlich, daß "The Evil" der perfekte Name ist. Obwohl unsere Stücke das eigentlich nicht wiederspiegeln, aber unsere Seelen umso mehr. Unser Gemüt ist evil, wenn es unsere Musik auch nicht ist.
STADTGRÄ: Wie lange spielt ihr schon zusammen? Seit wann seid ihr ein Team?
Franc: Ich bin mit Rüdiger, unserem Leadgitarristen, schon öfters mit Westerngitarre aufgetreten, und wir beide spielen jetzt seit zwei Jahren zusammen. Die Band hat sich erst vor einem dreiviertel Jahr zusammengefunden, weil wir erst keinen Schlagzeuger hatten, und wir sind bisher auch erst einmal aufgetreten, weil wir kein Equipment haben, das heißt, wir haben nicht die nötigen Verstärker für Auftritte. Aber das kommt so langsam ins Rollen...
STADTGRÄ: Wie ordnet sich "The Evil" im Musikspektrum ein?
    [Gelächter]
Was für Musik macht ihr?
Franc: Wir haben den Evil Rock erfunden. Das ist 'ne Mischung...
Rüh: ...aus Gutturallauten und Rückkopelungen.
Uppi: Ruhe!
Nic: Ich würde sagen, Heavy Metal, Rock-Bereich.
Franc: Das ist Hauptschwerpunkt Rock'n'Roll, aber wir haben auch Balladen, also die ruhigeren Gegenden der Musik.
Uppi: Aber Uppi ist für Heavy! Für Thrash Metal!
Franc: Ja, und wir haben auch härtere Stücke dabei.
STADTGRÄ: Was spielt ihr für Songs? Selbstgeschriebene?
Franc: Nur! Nur selbstgeschriebene! Das heißt, wir haben beim ersten Auftritt "Knockin' On Heaven's Door" gecovert, aber das nehmen wir jetzt aus dem Programm, weil das jede billige Band spielen kann.
Nic: Außerdem ist das langweilig, das Stück.
Franc: Mittlerweile haben wir auch wirklich genug Stücke, um unseren Autritt so über die Runden zu bringen.
STADTGRÄ: Wer schreibt die Texte?
Uppi: Franc!
Nic: Naja, also teilweise, bis jetzt hat Franc die meisten Texte geschrieben.
Rüh: Aber eigentlich immer der, der die Hauptidee, die Grundidee zu dem Stück hat.
STADTGRÄ: Und die Musik schreiben alle zusammen?
Rüh: Ja, da kommt auch die Grundidee vom Autor, der dieses Stück, den Text schreibt, und natürlich schreibt sich halt jeder seinen eigenen Part dann dazu...
Franc: Das heißt, der die Idee hat, stellt das Stück vor und der Rest der Band macht dann seinen eigenen Teil dazu: das heißt, man kann sagen, die ganze Band hat die Stücke eigentlich immer zusammen geschrieben.
Nic: Also, Kritikpunkte werden immer dann und dann genommen...
STADTGRÄ: Spielt ihr auch deutschsprachige Lieder?
Franc: Ja, eins. Das war unser erstes...
Uppi: Text! Text! Text!
Franc: Das war unser erstes Stück.
Uppi: Text aufschreiben!
Franc: Das haben wir auf einem Garagendach geschrieben, in einem Sommer. Das ist wie gesagt unser erstes Stück gewesen. Damals waren wir im Gitarrenspiel noch nicht bewandert. Aber es ist komischerweise auch gleichzeitig unser Berühmtestes.
Nic: Ja, doch wahrlich. Auch wenn es 'ne zweifelhafte Berühmtheit ist.
Uppi: Name!
Franc: Das Stück heißt Zosche. Die alteingestandenen Evil-Fans, von denen es schon Tausende gibt, am Paulinum unter anderem, die kennen alle das Stück und Münster wird's noch kennenlernen.
STADTGRÄ: Habt ihr irgendwelche musikalischen Vorbilder?
Franc: Nicht mehr.
STADTGRÄ: Was heißt nicht mehr?
Uppi: Das was jeder mal hatte.
Rüh: Kein Kommentar.
Franc: Kein Kommentar.
STADTGRÄ: Was sagen eure Eltern zu eurer Musik?
Rüh: Finden sie geil.
Uppi: Meine finden's auch gut.
Nic: Mein Vater sagt eigentlich gar nichts dazu.
Franc: Unsere Eltern, um das mal allgemein zu sagen, versuchen, immer musikalische Aktivitäten zu unterstützen.
Nic: Mit Abstrichen!
STADTGRÄ: Kann man euch eigentlich als Paulinum-Band ansehen und bezeichnen?
Uppi (zeigt auf Nic): Er ist Ex-Pauliner!
Franc: Wir alle sind auf'm Paulinum gewesen; bis auf einen sind wir noch alle auf'm Paulinum, bis auf den Bassisten.
Nic: Ich bin jetzt auf der Adolf-Kolping-Schule.
Franc: Bis auf den Bassisten sind wir alle - also, er war früher auch auf'm Paulinum, das heißt also eigentlich reine Paulinum-Band.
Rüh: Obwohl das nichts heißen will.
Nic: Sagen wir's mal so, ich bin wohl öfter am Paulinum sichtbar. So gesehen kann man das eigentlich schon als Paulinum-Band...
Rüh: Und deswegen können wir's aber nicht unbedingt rühmen.
STADTGRÄ: Wie beurteilt ihr denn die Situation junger Bands in Münster?
Rüh: Beschissen.
Uppi: Hä? Ich find' das doch geil!
Rüh: Ich find' das beschissen.
Nic: Ja, relativ beschissen, wenn du dich mal so umguckst...
Franc: Teure Proberäume, wenig Chancen zum Aufstieg, und die guten Bands wie wir haben keine Chancen zwischen den schlechteren Bands - wir wollen jetzt keine Namen nennen - hervorzustechen. Man hat kaum Chancen als gute Band rauszukommen, selbst wenn man gut ist. Ob wir gut sind, ist Beurteilungssache.
Uppi: Ganz wichtig! Ganz wichtig! Mußt du reinschreiben, is' Beurteilungssache.
Franc: Wir finden uns einigermaßen gut. Evil ist eine Sache zwischen Hassen und Lieben, um das mal so zu sagen, weil es keine Leute gibt, denen wir egal sind, sondern entweder man liebt uns oder man haßt uns.
STADTGRÄ: Was sind eure zukünftigen Ziele?
Franc: Unsere Musik weiterhin so zu machen wie wir sie haben wollen und uns nicht nach anderen Leuten zu richten. Wir hoffen, daß wir da noch berühmt werden.
STADTGRÄ: Nerven euch Interviews?
Franc: Noch nicht, wir hatten erst eins.
STADTGRÄ: Der Stadgräber bedankt sich für das Interview.
Uppi: Wie, das war's schon? Und unsere Bandgeschichte?
STADTGRÄ: Eure Bandgeschichte? Ja, dann erzähl mal!
xxxx*: Unsere Kultur besteht aus Biersaufen, was wir uns eigentlich irgendwie mal abgewöhnt haben.
Nic: Geht so, fängt wieder an.
Uppi: So halb. Halb abgewöhnt.
Nic: So ein Zyklus ist das, immer mal mehr, mal weniger.
Rüh: Mal mehr, mal noch mehr.
Nic: Ja, toll, das ist ja nur bei dir so!
xxxx*: Ey, hört mal zu! Die erste Probe von allen zusammen war bei Franc zu Hause im Keller, unter tierischen Bedingungen. Erstens waren alle breit und zweitens war nix da.
Nic: Ja, geht so.
Franc: Wir hatten so ein Plastikschlagzeug und unser Bassist war damals noch nicht ganz so bewandert.
Nic: Ich durfte nicht, ich durfte nicht!
Franc: Das hat sich geändert. Aber mittlerweile, mittlerweile haben wir da Fortschritte gemacht.
STADTGRÄ: Und was meint der Bandfotograph zu der Musik von "The Evil"?
Roland Kipp (Bandfotograph, Kritiker und PR-Manager): Da ich Bandfotograph bin, muß ich mich mit der Musik identifizieren, aber...
Nic: Sagen wir's mal so: Es ist nicht sein Musikstil, aber ihm gefällt's trotzdem.
Roland Kipp: Es ist nicht mein Musikstil, aber mir gefällt's trotzdem.
The Evil: Gestellt! Pfui!
Roland Kipp: Kommt ja nicht mit auf's Papier!
     [Denkste!, Anm. d. Interviewers]
THE END
(*) Zensur der STADTGRÄBER-Red.